Zur Zeit der Mandelblüte an der Mandelalle - Villastraße - im März 2024

Es war noch früh als ich vom Brötchenbäcker heimwärts ging. Ich summte in der Stadtmitte der weinfrohen Stadt, komischerweise ganz leise das Lied vom griechischen Wein vor mich hin, als mich im Herzen des Finanzzentrums, am Werner-Kastner-Platz, ein Frühaufsteher aus einem fernen Bundesland, von der Fahrerseite seines koreanischen Hybrid - SUV ansprach und nach der Mandelmeile fragte. „Mandelmeile – Mandelmeile?“ Ich muss eingestehen - im Moment war ich überfragt. „Dort wo die Mandelbäume blühen und die Winzer ihre erlesenen Weine ausschenken“ fuhr er fort. „Ahhhh-- sie meinen das Mandelblütenfest entlang der Villastraße“, eine von alten und jungen Mandelbäumen gesäumte Mandelallee und Bestandteil des Pfälzer Mandelpfades.

Wie die Deutsche Weinstraße führt dieser Mandelpfad auch von Bockenheim bis nach Schweigen-Rechtenbach. 100 km durch schönstes Pfälzer Land, wo man nie hungrig, oder was noch schlimmer wäre, gar durstig am Ziel ankommt, weil es genügend Möglichkeiten zur gemütlichen Einkehr gibt.

Das war der Anlass für mich speziell über das Edenkobener Mandelblütenfest, über den Pfälzer Mandelpfad, die Mandelallee und alles was geschichtlich und aktuell darüber zu erfahren ist zu recherchieren, und es zu berichten. Aber auch als Edenkobener, von nun an auf dem neuesten Stand zu sein, falls mich mal wieder ein Bundeshauptstädter danach fragen würde. Ich fragte ihn, ob ich ihm einen „Berliner“ aus meiner Bäckertüte anbieten könne, aber er gab mir darauf keine Antwort. Er wollte an diesem Morgen anscheinend der Erste sein, um sich einen schönen, gemütlichen Platz unter blühenden Mandelbäumen zu sichern.
Die Mandelblüte und der Wein waren sein Ziel, und kein Pfannkuchen, wie die gefüllte, in Öl schwimmend ausgebackene Hefeteigkugel von den Einwohnern der deutschen Hauptstadt genannt wird.

Doch fangen wir mal ganz vorne an. Bei den Mandeln und Mandelbäumen. Die kommen ursprünglich daher wo auch die Menschen mit den Mandelaugen herkommen, aus Asien. Viele sagen Mittelasien, andere Kleinasien. Ganz wenige vermuten das Saarland als Ursprungsland. Aber egal, das spielt auch keine Rolle mehr in unserem Fall. Ganz früh schon sind sie von dem damaligen Welteroberer Alexander dem Großen, zunächst über Ägypten, die Türkei und Griechenland auf Holperstrecken der damaligen Seidenstraße, und segelnden Handelsschiffen auf dem Seeweg, unserer südpfälzischen Region immer nähergekommen. Die Römer haben sie dann, zusammen mit den Weinreben nach Europa und schließlich am Hauptzollamt vorbei eingeschmuggelt, auch nach Edenkoben gebracht. Der deutsche Hotspot für das größte Vorkommen an Mandelbäumen, befindet sich tatsächlich in direkter Nachbarschaft um uns herum, wobei die Gimmeldinger, von den Römern damals, ein paar Bäumchen mehr bekommen haben.

Rückblick

Im Jahr 2023 stellte man fest, wenn man diese Mandelallee erhalten will, muss man auch da was tun. Ganz dringend. Die Vorgehensweise von planen – diskutieren - handeln, war ja noch bestens bekannt vom Weinlehrpfad. So formte sich schnell eine Teamergänzung, genannt das „Team Mandelbaum-Allee“, welches mit dem Team Weinlehrpfad dann verschmolz. Im Endeffekt, einfach ausgedrückt – die gleichen Leute, aber dafür doppelt so viel Arbeit.
Im März 2023 wurde dann die Mandelbaum-Patenschaft ins Leben gerufen. Sie unterscheidet sich von der aktiven, hämmernden und streichenden Patenschaft am Weinlehrpfad dadurch, dass spendable Unterstützer, die freiwilligen Helfer an der Arbeit halten. Bereits im gleichen Monat gingen die ersten Baumspenden ein. Man entfernte das alte Holz, gemeint sind die dürren, vom Umfallen bedrohten Baumgroßväter aus dem Bestand, und ersetzte sie durch junge, schnell nach oben strebende, gespendete Hölzer der Baumpaten.
Das Team – mit seinen Hobbygärtnern begann im März 2024 mit dem Einpflanzen dieser jungen, zarten Bäumchen.

Auch an neuen Standorten entlang der so benannten Hängematte, hin zur Kreisstraße 6 zum Edenkobener Tal, kann man neue Pflanzungen mit den Spendernamen betrachten. Das unentwegte Team sorgt für genügend Bewässerung dieser sehr „durstigen“ Pflanzen und schaut nach dem Baumschnitt und dem zukünftig gesunden Wachstum. Durch die vielen Baumspenden aus Edenkoben, sowie fern aus Altdorf, Altlußheim, Böhl-Iggelheim, Frankfurt, Frankweiler, Hainfeld, Hamburg, Havixbeck, Herxheim, Kaiserslautern, Karben, Karlsruhe, Kirrweiler, Knittelsheim, Koblenz, Krefeld, Lautertal, LD-Dammheim, Leimen, Maikammer, München, Neustadt a.d.W., Römerberg, Speyer, Weyher, wird hier der Grundstein gelegt, die blühende Pracht auch weiterhin bestaunen zu können. Kurzzeitig blühende Ansichten, aber dafür die länger andauernden grünen Aussichten werden weiterhin ermöglicht.

Aber auch im Ausland hat es sich herumgesprochen, dass man in Edenkoben Mandelbäumchen spenden kann. Es gibt Baumpaten aus der Schweiz und was die Stadt ganz besonders freut, gar aus dem Westen der USA. In Kalifornien hat eine gebürtige Edenkobenerin, von der Pflanzaktion erfahren und sofort eine Baum-Patenschaft übernommen. Kalifornien ist derzeit weltgrößter Mandelanbauer und Produzent von Mandelprodukten aller Art. Die Gefahr, dass Edenkoben nun bald dem kalifornischen „Central Valley“ mit seinen 80 Millionen Mandelbäumen den Rang ablaufen könnte, besteht derzeit noch nicht.
Bild:v.l. Rolf Baumann, Stadtbürgermeister  Ludwig Lintz, Jürgen Alter, Marcus Schreieck und Rolf Wachowski

Auch die Idee eines Ehepaars aus Ampfing bei München, zur Erinnerung an ihren Hochzeitstag ein Bäumchen zu spenden, kann man nur als beispielhaften Einfall erwähnen. So sorgen nun bisher 65 neue Baumpatenschaften durch diese Unterstützung für frühblühende Landschaften, für summende, zufriedene Bienenvölker, für ein wenig Klimaverbesserung und eine schönere, erlebenswerte Umwelt, die allen zugutekommt, welche die Edenkobener Mandelallee bewandern, mit E-Bike oder reiner Muskelkraft beradeln oder sonst irgendwie befahren.
Die Mandelbäume schmiegen sich ein in den begleitenden Weinlehrpfad, aber da die Bäume teilweise schon 100 Jahre und älter sind, ist es eher umgekehrt. Der Weinlehrpfad folgt den Mandelbäumen der Edenkobener Mandelallee. Jeder Wissbegierige kann sich dort Informationen zu frühem Weinbau, zu Rebenpflanzen und Traubensorten machen. Unbezahlbare Informationen, deswegen auch kostenlos und trotzdem äußerst informativ. Ja sie lesen richtig, auch Kostenloses kann man heute noch bekommen in dieser kostspieligen Welt.

Wer sich einmal am Rosengärtchen auf eine der zwei geschliffenen und frisch gestrichenen Holzbänke setzt, muss nicht lange warten, bis dort jemand vorbeikommt. „Wie gefällt es Ihnen in Edenkoben?“ Die Antworten sind positiv, manchmal gar überschwänglich. Sie zeigen zufriedene Touristen, oder Wanderer, welche den Weg in den kühlen Pfälzer Wald suchen, oder gerade vom Hilschweiher kommend, die Mandelallee hinunterwandern und daheim von einem Ort berichten, wo sie sich wohl gefühlt haben, oder wohlfühlen, und weil sie immer wieder gerne hierherkommen.
Manche schon Jahrzehnte. Jedes Jahr wieder, wenn der schwindende Weinvorrat es erfordert oft gar zwei- oder dreimal. Die jetzt ihre Urlaube in Ferienwohnungen der nachfolgenden Winzergeneration verbringen, die sie bereits als Kinder kannten. Sie erzählen, dass sich etwas getan hat, nach gezwungener Corona-Abstinenz. Ein Verdienst freiwilliger Helfer im Hintergrund, die sich um Dinge kümmern, die der Kommune wegen der angespannten Kassenlage immer schwerer fallen. Bürger welche die Zeichen der Zeit erkannt haben, etwas tun zu können und auch zu müssen, um alles weiterhin lebenswert und positiv darzustellen.

Bild: Am Ende der erfolgreichen Pflanzaktion trafen sich auf Einladung durch Stadtbürgermeister Ludwig Lintz am 27. März Paten zur symbolischen Baumpflanzung im Hotel Prinzregent.

Man stelle sich einmal vor, die „Schneck“ würde immer noch zum Rosengärtchen hochbimmeln, und die frühere, reine Männerkommission um Bürgermeister Acker, hätte 1933 das geplante Staudammprojekt eines Waldstrandbades verwirklicht, was wäre das für ein Treiben und Gerangel um Parkplätze die ganze Woche.

Und wenn sie bei einer Exkursion dann zufällig an dieser Info-Tafel vorbeikommen sollten, machen Sie sich über etwaige Folgen um weltliche Entwicklungen, „Was wäre, wenn Adam wirklich Pfälzer Wein besessen hätte?“ keine großen Gedanken. Schauen wir in die Zukunft. Sind wir froh, dass wir diese schön gepflegte Mandelallee haben.

Sind wir froh und dankbar, dass sich Menschen gefunden haben, die ihre hilfreiche Unterstützung anbieten, sie zu erhalten. Sind wir froh, dass wir in einem solch schönen Eckchen der Welt leben, dem Garten Eden, von Weinbergen, Weintrauben und den daraus erzeugten Produkten, von liebenswerten Menschen und von Mandelbäumen umgeben sind. Sind wir froh, wenn wir weiterhin von Erfolg und Fortschritt berichten können. Geschichte bleibt nicht stehen, sie geht weiter.

Bleibt nur zu hoffen, dass der Berliner, mit Hilfe von GPS und meinen Hinweisen, seinen Weg durch das Edenkobener Einbahnstraßenlabyrinth gefunden hat, und als Erster an einem der Winzerstände eingetroffen ist. Vielleicht hat er inmitten der blühenden Mandelbäume neben einem süffigen Edenkobener Wein, und einem reichhaltigen Angebot an Pfälzer Kulinarik, auf der Edenkobener Mandelallee, auch noch einen „Berliner Pfannkuchen“ ausfindig machen können.