Blücher befreit Edenkoben

Blücher befreit Edenkoben

Text : Herbert Hartkopf
Bilder : Museum für Weinbau und Stadtgeschichte Edenkoben
Standort / Route dorthin

Französische Soldaten machen Rast

Im Juni 1791 wurde König Ludwig XVI. durch Anhänger der Französischen Revolution gefangen gesetzt. Daraufhin schlossen Preußen und Österreich eine Koalition und forderten, in Frankreich die alte Ordnung wieder herzustellen; zugleich drohten die Koalitionäre, falls Ludwig, seiner Frau Marie-Antoinette (Tochter von Kaiser Franz und Maria Theresia von Österreich) und ihren Kindern etwas zustoße, mit Krieg. Frankreich reagierte, indem es der Koalition den Krieg erklärte. Im September 1792 wurde die Republik ausgerufen und am 21. Januar 1793 König Ludwig XVI. hingerichtet.

1793 wurde auch Edenkoben zum Kriegsschauplatz: Im April rückte ein preußisches Beobachtungskorps unter dem Herzog von Braunschweig hier ein. Im August folgten österreichische Infanteristen und Artilleristen sowie Halberstädter, und König Friedrich Wilhelm II. richtete für fünf Wochen in der Markbachstraße sein Hauptquartier ein.

Mehrer Reiter

Südöstlich des Ortes wurden Schanzen ausgehoben, und weiter östlich, wo sich heute der Bahnhof befindet, eine schwere Batterie (Artillerieeinheit mit bis zu 16 Geschützen) eingegraben.

Bei diesen Maßnahmen gingen, zum Leidwesen der Winzer, mehrere Morgen Weinberge verloren.

Während sich die Französische Armee im Süden und Westen der Pfalz behauptete, versuchten die Koalitionäre die (seit 1679 französische) Festung Landau und das Elsass zu stürmen. Trotz Erfolgen anderenorts gelang es aber nicht Landau einzunehmen.

Im Dezember 1793 verlegten die Österreicher und Preußen ihre Verbände über den Rhein und gleich darauf fielen die Franzosen in Edenkoben ein. Darüber berichtete der Edenkobener Gerichtsschreiber Hügler u.a .: mit bloßem Säbel und aufgezogenem Gewehr, lärmten in allen Gassen, setzten alles in Todesangst und riefen sich heiser: Vive la nation, vive la republique!"

Zwei Reiter in den Weinbergen

Dem Militär folgten die vom Nationalkonvent beauftragten Beschlagnahme-Kommissare (commisaires de grippe). Es kam zu Plünderungen, Verwüstungen, Gräueltaten, Schändungen und der Erschießung von Bürgern. Neben drei Kirchenglocken wurden Pferde, Vieh, 900 Pfund Brot, 100 Flaschen Branntwein, 40 Malter (Doppelzentner) Hafer und 40 Zuckerhüte beschlagnahmt, Privateigentum requiriert, Häuser in Brand gesteckt. Der Schaden belief sich auf 60 000 Gulden. Falls die Gemeinde dann den obendrein geforderten Kontributionsbetrag in Höhe von 100 000 Gulden nicht aufbringen könne, müssten Geiseln gestellt werden.

Im Mai errichteten die Franzosen auf dem Schafplatz einen mit blau-weiß-roten Bändern und einer Jakobinermütze geschmückten Freiheitsbaum. Ihre Armee hatte Landau erfolgreich verteidigt und schickte sich im Mai 1794 an Richtung Neustadt zu ziehen, um es einzunehmen.

Soldaten schieben eine Kanone

In der zweiten Maihälfte kehrten die Preußen in die Pfalz zurück. Oberst Gebhard Leberecht v. Blücher, der als "Marschall Vorwärts" in die Geschichte eingegangen ist, verlegte zunächst seine Einheiten nach Neustadt und schickte Vorposten bis Edenkoben. Es galt, die österreichisch-preußische Verteidigungslinie von Speyer über Edenkoben nach Trippstadt / Kaiserslautern um jeden Preis zu halten. Blücher griff den Feind am 28. Juni in Blitzattacken bei Kirrweiler und Großfischlingen an, trieb ihn in die Flucht und eroberte dabei vier Geschütze. Viele Bewohner von Edenkoben waren vor Entsetzen geflohen.

Herxheim und die Südliche Weinstraße vom Radsattel aus betrachtet

Einige Mutige aber hatten sich, mit Äxten oder Gewehren bewaffnet, den "deutschen" Truppen angeschlossen (wofür sie später, als Edenkoben in französischer Hand war, hart bestraft wurden). Blücher wurde aufgrund seines glänzenden Sieges zum Generalmajor und Chef eines Husarenregiments ernannt.

Soldaten schieben eine Kanone, Ein Soldat auf einem Pferd beobachtet die Szene

Am 2. Juli unternahm die französische Revolutionsarmee erneut einen Durchbruchsversuch. Bei Edesheim platzierte sie Geschütze.

Doch auch dieses Mal behielt Blücher die Oberhand: Er schlug den Feind bis auf die Walsheimer Höhe zurück.

Weil Blücher aber einen erneuten Angriff befürchtete, befahl er den Bewohnern von Edenkoben, vom Trappenberg bis zum Gebirgsrand eine Brustwehr (Erdaufschüttung zur Deckung der Schützen) anzulegen und die Weinberge durch Gräben abzusperren.

Am Fuß des Kiefernberges ließ er Geschütze stationieren. In den folgenden Tagen beobachteten Blüchers Kundschafter feindliche Truppenbewegungen. Von der Walsheimer Höhe her zogen Kolonnen in Richtung Norden. Die französische Kavallerie besetzte Rhodt und Weyher und attackierte Blüchers Infanterie.

Zwei Soldaten auf dem Pferd

Am Morgen des 13. Juli war es soweit: Zwischen Edenkoben und Edesheim - also in dem Bereich, in dem wir uns befinden - kam es zu heftigen Kämpfen. Am Nachmittag erhielt Blücher Verstärkung: 2 Bataillone des Erbprinzen von Hohenlohe und die Infanterie unter Prinz Louis Ferdinand (dem späteren König) von Preußen.

Blücher selbst griff den Gegner mit zwei Escadrons Husaren (Kavallerieeinheit von 100 bis 150 Mann) und 50 Dragonern überraschend und heftig an, und trieb ihn Richtung Edesheim vor sich her.

(Wir) stürzten mit der ganzen Linie gegen den Feind, der unter größter Bestürzung floh, schrieb Blücher in seinem Kampagne-Journal.

Am Leißelgraben (an der Einmündung der Edesheimer Straße in die L 516) und dann in den engen Gassen des Dorfes Edesheim kam es zum Gemetzel. Die Überlebenden der französischen Revolutionsarmee flüchteten Richtung Landau.

Nach zwölf Stunden heftigster - oft Mann gegen Mann geführter - Kämpfe, hatten die Alliierten erneut gesiegt!

Blüchers Verluste hielten sich in Grenzen - der Gegner aber verlor 20 Offiziere, 300 Mann, 120 Pferde, sechs Geschütze und neun Munitionswagen! Blücher notierte: “Nach so großer Strapaze war es nothwendig in den Weinbergen eine Brustwehr anzulegen und meine Leute und Pferde einige Stunden ruhen zu lassen”.

In späteren Jahren wurden beim Roden oder Pflügen der Weinberge Gewehr- und Kanonenkugeln und andere Hinterlassenschaften auf dem ehemaligen Schlachtfeld gefunden. Die Gewanne erhielt, in Erinnerung an die Ereignisse von 1794, die Bezeichnung "An der Preussenschanze". Nach dem siegreichen Feldherrn wurde eine später angelegte und dorthin führende Straße "Blücherstraße", und eine Weinlage "Blücherhöhe" genannt.

Am selben 13. Juli 1794 war es auch im Gebirge, beim so genannten "Schänzel" auf dem Steigerkopf, zu schweren Kampfhandlungen gekommen. Aus dieser Schlacht gingen die Franzosen als Sieger hervor. 1795 gab es noch einmal kriegerische Auseinandersetzungen bei Edenkoben und seit 1797 gehörte Edenkoben faktisch zur Französischen Republik. Durch die Beschlüsse auf dem Wiener Kongress wurde es, wie die gesamte linksrheinische Pfalz, 1816 dem Königreich Bayern einverleibt. (hh)