Spätmittelalterliche Wasserversorgung
Text : Herbert Hartkopf
Bilder : Museum für Weinbau und Stadtgeschichte Edenkoben
Standort / Route dorthin

In Edenkoben, das im 14. Jh. aus dem Weilern Wazzenhofen und Edighofen zusammengewachsen war, lebten um das Jahr 1500 etwa 150 Familien. Zur Wasserversorgung dieser zwischen 1000 und 1500 Menschen reichte das Wasser der bisherigen Haus- und Straßenbrunnen (letzteres meist schwefelhaltig) nicht mehr aus.
Der Anteil von Weinbergen an der Gemarkung Edenkoben hatte inzwischen stetig zugenommen und das Bewusstsein, dass die Reinhaltung der Gerätschaften für die Weinlese und Kellerwirtschaft von großer Bedeutung ist, war gewachsen. Dadurch stieg der Wasserbedarf abermals. Die frühere Wasseranlage von Edenkoben.

Westlich des ehemaligen Dorfes, Wazzenhofen(=Wasser-hofen) gab es, aufgrund der geologischen Beschaffenheit, reichlich Wasservorkommen: Auf dem Buntsandstein- und Schottermassen am Fuß des Hardtgebirges liegen mächtige Schichten aus Klebsand, Löss und Letten.
Hier, im Bereich der Gewannen „Bergel“, „Heide“, „Klosteräcker“ und „Heilig Kreuz“, erreichen diese Schichten fast die Oberfläche. Da sie kaum wasserdurchlässig sind, tritt das Wasser, das aus den Gebirgsfalten kommt, weiter östlicher hervor, wo sich Muren und Schotterkeile gebildet hatten. Der alte Gewannename „Brühwiesen“ (= Bruchwiesen, feuchte Wiesen, schon 1489: brue wiese) erinnert daran. Durch die später hier angelegten Weinberge ziehen, west-östlich, Gräben, die das ganze Jahr Wasser führen.
Die Gemeinde Edenkoben entschloss sich, in diesem Bereich ein gemeinschaftliches Wasserwerk zu errichten. Dabei war vorgesehen, 7 Quellen zu fassen, und das in Brunnen gesammelter Wasser in Leitungen aus aufgebohrten Baumstämmen (Deicheln) zunächst in eine Brunnenkammer, und von dort in den Ort zu leiten. Die Leitungsführung tangierte aber den Besitz des Klosters Heilsbruck im Bereich „Heilig Kreuz“. In einem Vertrag wurden sich die Parteien schließlich einig: „Die Gemeinde, vertreten durch den Schultheißen Hans Braunbach, 10 Schöffen, den Dorfmeister und den Haimburger (Dorfrichter) einerseits und das Kloster Heilsbruck, vertreten durch die Äbtissin Kistelin von Dürkheim, andererseits unterzeichneten diesen am 29. Juni 1551.

Danach musste die Gemeinden Edenkoben jährlich einen halben Gulden Speyerer Münz an das Kloster überführen, um die Wasserleitung durch die „Heilig-Kreuz Wiese“ führen zu dürfen.
Die Bauleitung wurde dem kurpfälzischen Bau- und Brunnenmeister Ludwig Hans Engelhardt übertragen. Die heute unter Denkmalschutz stehenden zehn mal zwölf Meter messende und ca. 2,50 Meter über den Boden ragende Brunnenkammer mit Einlaufbecken, Wasserreservoir und Schieberkammer, wurde aus Sandsteinquadern errichtet. In früherer Zeit nannte man das Bauwerk „Kindelsbrunnen“, was darauf hinweist. Dass das Umfeld noch aus feuchten Wiesen bestand, die von Störchen heimgesucht wurden. Von der Brunnenkammer sollte die Leistung Richtung Süden an die heutige Klosterstraße, und diese abwärts, auf den Kirchenplatz (Ludwigsplatz) geführt werden. Die Brunnenwandungen wurden aus Buntstein in Halbschalen- oder Segmentform ausgeführt und durch runde Steinplatten abgedeckt.
Schon wenige Jahre nach Vertragsunterzeichnung war das Projekt wohl verwirklicht, denn es wird berichtet, dass am Jacobitag 1555 die ganze Gemeinde in den Wald zog, um einen 105 Ohm (10 500 Liter) fassenden steinernen Brunnensarg für den Kirchenplatz herbeizuschaffen. (Dieser alte Brunnentrog wurde 1830 durch den heute noch vorhandenen, wesentlich kleineren, neugotischen Marktbrunnen ersetzt). Auf dem Weg dorthin gab es Verbindungen zu rund 20 Röhrenbrunnen. Die Wasserentnahme wurde durch Brunnenordnungen geregelt.
Aufgrund der Bevölkerungszunahme (1790 zählte Edenkoben 3503 Einwohner) und deren steigende Ansprüche, gelangte die Wasserversorgung im 18. Jh. an ihre Grenzen. Besonders im östlichen Bereich des Ortes mussten neue Pumpbrunnen angelegt werden. Aber auch die hölzernen Deicheln waren, wie eine Inspektion 1865 ergab, in schlechtem Zustand. Es waren öfter Reparaturen erforderlich, bis man sie schließlich durch Eisenrohre ersetzte.
Bei Kanalarbeiten im Jahr 1969 konnten einige Stücke der alten Holzwasserleitung geborgen werden, die heute im Museum für Weinbau und Stadtgeschichte ausgestellt sind. 1890/91 formierte sich der „Gebirgsquellwasserverein Edenkoben“. Nach anfänglichen Querelen (Müller, Schmiede und Wiesenpächter erhoben den Einspruch, man grabe ihnen das Wasser ab) wurden im Edenkobener Tal, beim Hüttenbrunnen, 17 Waldquellen erschlossen und das dort gefasste Wasser zu einem Hochbehälter am Saum zwischen Wald und Weinbergen geführt. Dieser 1891 erbaute Hochbehälter fasste 800 000 Liter Trinkwasser. Wer in den Genuss einer "Hauswasserleitung" kommen wollte, musste dem Verein beitreten.
(Im 16. Jh. existierte noch eine zweite Wasserleitung in Edenkoben, die vom Bereich Betzig zur Tanzstraße führte. Dort, hinter dem heutigen Anwesen Nr. 12, befand sich eine Zisterne mit einem Fassungsvermögen von 35 000 Litern)
Bis zur Durchführung der Flurbereinigung Edenkoben V in den Jahren 1996/97 befanden sich die Brunnen ausschließlich in Privatbesitz innerhalb der bewirtschafteten Grundstücke.
Im Zuge der Neuverteilung konnte die Brunnenanlage in das Eigentum der Stadt Edenkoben überführt werden. Auf diese Weise ist es gelungen, diese kulturhistorisch außerordentlich wertvolle Anlage dauerhaft zu sichern.