Wie schneidet man eigentlich Reben?

Edenkoben: 15.12.2025

20251212-101422Projekt „Kinderwingert“ zeigt Edenkobener Kindern Arbeiten im Weinberg

Für Mädchen und Jungen, die von Mitte des 19. Jahrhunderts bis in die 1990er-Jahre zur Welt kamen, war die Mitarbeit bei der Weinlese in den Weinbergen der Eltern und Großeltern etwas Selbstverständliches. Dafür bekam man dann, besonders von Oma und Opa, noch etwas zusätzliches Taschengeld. Dabei machte die Arbeit sogar Spaß, gerade auch weil es zwischendurch eine leckere Fleischwust mit Brötchen, damals besser als „Fläschworschd un Weck“ bekannt, gab.

Mit der Einführung des Traubenvollernters ab Mitte der 1980er Jahre und dessen voranschreitender Entwicklung, ging diese Tradition weitgehend verloren. Um Kindern aber weiterhin zu zeigen, welche Arbeiten das ganze Jahr über im Weinberg überhaupt notwendig sind, hat man in Edenkoben das Projekt „Kinderwingert“ ins Leben gerufen.
Am vergangenen Freitag trafen sich zehn Vorschulkinder der Kita Spatzennest mit ihren Erzieherinnen Rossana Giangreco und Tabea Keck sowie 15 Schüler der Klasse 1a der Grundschule Edenkoben, die von ihrer Lehrerin Anne Stockerl begleitet wurden, um zu lernen wie man Reben schneidet. Stockerl war die eigentliche Ideengeberin des Projekts, das mit den Herren, welche die Betreuung des Weinlehrpfades ganzjährig übernehmen, in die Tat umgesetzt wurde.
Sehr interessiert hörten die Mädchen und Jungen dem Winzer Ludwig Schneider zu, welche Reben man abschneiden muss, und welche stehen bleibt, damit diese dann im nächsten Jahr wieder frische Trauben hervorbringt. Ludwig Schneider und Peter Lutz gaben die notwendigen Anweisungen und achteten dabei gleichzeitig auf die Sicherheit der Kinder. So ist eine handelsübliche Rebenschere, die ohne Luft- oder Elektrounterstützung auskommt, auch von Kindern praktisch gefahrlos zu bedienen, auch wenn es zum Durschneiden der Reben schon einer großen Kraftanstrengung bedarf, Eine Akkubetriebene Schere durchtrennt die Reben ohne das wirklich viel Muskelkraft notwendig wäre. Allerdings birgt so eine Schere auch ein größeres Verletzungspotential, weil sie eben sehr leicht die Reben durchtrennt. Deshalb zeigte Ludwig Schneider das Arbeiten mit so einem Modell zwar den Kindern, gab ihnen diese Schere aber sicherheitshalber nicht in die Hand.

Wild sah er aus, der alte, in sogenannter Kammertbauweise angelegte kleine Wingert an der großen Kelter in der Villastraße. Unter anderem enterten Henry und Fena die Holzpfähle und legten sofort mit dem Rebschnitt los. Da auch die anderen Kinder unter Obhut von Peter Lutz mit Feuereifer und Begeisterung zu Werke gingen, war der Weinberg nach knapp einer Stunde in Topzustand gebracht, ganz so als seinen hier Profis am Werk gewesen.
Unweit von diesem Wingert entfernt, zeigte Ludwig Schneider wie man in einem modern angelegten Weinberg arbeitet. Mit seiner Akkubetrieben Schere war er Ruckzuck zu Gange. Das fanden die Kinder toll. Die abgeschnittenen Reben sammelten sie ein und präsentierten sie ganz stolz. Sie legten diese zusammen und banden sie unter Mithilfe der Erwachsenen zu großen sogenannten „Räwwehäselscher“ zusammen, hochdeutsch wohl mit Rebenhäschen zu übersetzen. In früherer Zeit dienten diese zum Heizen in den Wohnungen. Die Kinder wollen nun noch bis Weihnachten aus den Reben verschiedene Sachen basteln.

Auch die sechs Jahre alte Lilia und die jeweils ein Jahr älteren Melis, Laura und Anna hatten ganz viel Spaß und wollten gar nicht mehr aufhören Reben zu schneiden. Lina versuchte sich sogar mit einer kleinen Papierschere ,Damit waren die dicken Reben natürlich nicht zu bezwingen. Sie fand aber einen kleiner Seitenzweig und diesen schaffte sogar ihre Kinderschere, worauf sie ganz stolz war.
Die nächste Aktion des Projektes ist schon für den Januar geplant. Dann lernen die Kinder wie man Reben anbindet, oder wie gerade die Älteren unter uns immer noch zu sagen pflegen, wie man „Kammert macht“.

Text: Heinz Lambert,Burrweiler