
Eine Aktion, die es in Edenkoben vor vielen Jahren schon einmal in ähnlicher Form gab, soll zu neuem Leben erweckt werden - das Projekt „Kinderwingert“. Die Idee dazu hatte Anne Stockerl.
Sie ist Klassenlehrerin der Klasse 1a an der Grundschule in Edenkoben. In Kooperation mit den örtlichen Kindertagesstätten soll den Mädchen und Jungen aus den Kindertagesstätten und den Erstklässlern die Arbeit im Wingert nähergebracht werden.
Anne Stockerl hat sich mit Jürgen Alter in Verbindung gesetzt. Er ist federführend für die Betreuung des Weinlehrpfades pflegt diesen zusammen mit mehreren Mitstreitern. Alter war von der Idee direkt angetan und nun wird das Ganze in die Tat umgesetzt.
Frau Stockerl unterrichtet in ihrer Klasse 18 Mädchen und Jungen. Zusammen mit den Kindern aus den Kita der Stadt will man den Kleinen die Arbeit im Weinberg näherbringen. Dafür kann In der Schule die im Umfang von vier bis fünf Wochenstunden sogenannte freie Arbeitszeit genutzt werden, enthält diese doch ohnehin schon, unter anderem, projektartige Aufgaben.
Der Kooperationsvertrag den es zwischen Grundschule und Kindergärten gibt, sieht vorden Übergang von der Kita in die Schule zu erleichtern. Dazu gibt es verschiedenen Aktionen.
So wurden zusammen mit den Kindern Tannenbäume für die Kindertagesstätten in der Stadt geholt. Nun also das Projekt „Kinderwingert“. Aber was genau steckt dahinter?
„Früher waren Kinder in den Weinbergen meist bei der Lese im September und Oktober mit dabei. In den Herbstferien halfen sie mit und bekamen auch ein paar Mark, später Euro für ihr Sparschwein dafür. Durch den vermehrten Einsatz von Vollerntern, haben die Kinder aber nur noch selten die Möglichkeit selbst im Wingert was zu tun“, erklärt Jürgen Alter.
WIE FUNKTIONIERT EIGENTLIcH EIN WINGERT?
Kooperationsprojekt „Kinderwingert“ von Grundschule und Kindertagesstätten.
Mit seiner jahrzehntelangen Erfahrung als Winzer und Weingutsbesitzer wird Ludwig Schneider mit Rat und Tat zur Seite stehen. „Auch wenn sie bei der Lese nicht mehr dabei sind, auf dem Vollernter mal mitfahren wollen fast alle mal“, weiß Schneider zu berichten.
Doch es geht nicht alleine darum den Kindern zu zeigen was bei der Lese gemacht wird, sondern darum klar zu machen, dass fast das ganze Jahr über im Weinberg gearbeitet werden muss. Dazu gehört natürlich auch der nun schon bald wieder anstehende Rebschnitt. Wie dieser funktioniert, wird eine der Aktionen sein, die zum „Kinderwingert“ gehören.
„Die Reben im Wingert zu schneiden heißt aber nun nicht unbedingt, dass wir den kleinen Mädchen und Jungen Rebscheren in die Hand geben, damit sie die Arbeit selbst verrichten. Diese Arbeit ist bekanntermaßen nicht ganz leicht und es bedarf doch einer gewissen Kraft die Reben abzuschneiden“, erklärt Ludwig Schneider.
Auch will man keine Unfallgefahren herausbeschwören. Wer aber will, darf selbst Hand anlegen, aber nur unter Anleitung und ständiger Aufsicht der Erwachsenen. Schneider und seine Mitstreiter vom Weinlehrpfad werden vor allem erklären warum man die meisten Reben abschneidet und warum ein oder zwei davon stehen bleiben, damit im Frühjahr neue Triebe entstehen und die derzeit kahlen Reben dann wieder Blätter bekommen.
„Kinderwingert“ heißt das Projekt aber nicht zuletzt deshalb, weil an der Villastraße tatsächlich einige Weinbergzeilen für das Projekt zur Verfügung stehen, in denen zum einen die zu verrichtenden Arbeiten den Kindern gezeigt werden und zum anderen dann der Ertrag aus der Weinlese an die Edenkobener Tafel gespendet werden soll, so die Vorstellung von Anne Stockerl, Jürgen Alter, Ludwig Schneider und allen anderen an der Aktion Beteiligten.
Mit dabei sein werden auch Rolf Baumann und Hubert Müller, die sicher einige Aussagen zur Arbeit im Wingert, nicht zuletzt aus der Vergangenheit, beitragen können.
So gibt es an der Villastraße ein kleines Areal, dass in sogenannter Kammertbauweise angelegt ist. Auch das will man den Kindern näherbringen.
Diese historische Reberziehungsmethode wurde in der der Pfalz, insbesonderein unserer Region, bis zu Beginn des 20. Jahrhundert hinein praktiziert. Sie basiert auf einem niedrigen Holztraggerüst, das mit Kastanienholz gebaut wird und zeichnet sich durch rahmenförmige Gestelle aus. Die Rebstöcke werden in einem Abstand von etwa 80 cm in den Rebzeilen gepflanzt und die Fruchttriebe werden an den Längsbalken mit Bindeweiden befestigt. Ab 1860 wurden die Längsbalken durch Draht ersetzt, was zu den moderneren Drahtrahmenanlagen führte. Etwas hat sich aus dem Kammertbau bis in die heutige Zeit erhalten, spricht man doch hierzulande nach wie vor vom „Kammert machen“, wenn es um das Anbinden der Reben geht.
Ein weiteres Anschauungsobjekt ist die ebenfalls an der Villastraße gelegene „Liebeslaube der Fünfziger“, in der die Reben mehr als zweieinhalb Meter nach oben ragen. Hier werden die Kinder, wenn es um die Weinlese geht, nur zuschauen können, es sei denn die Erwachsenen nehmen sie auf ihre Schultern.
Für die Kinder werden die Stunden, die sie in den nächsten Monaten immer mal wieder im Wingert verbringen dürfen sicher ebenso lehrreich, wie interessant werden. Dabei soll aber auch der Spaß nicht zu kurz kommen.
Text: Heinz Lambert
WIE FUNKTIONIERT EIGENTLICH EIN WINGERT?
Author: Heinz Lambert, Bilder: Jürgen Alter