Vocalito sucht neue Mitglieder

Zwei Frauen - ein Chor

Termin: 02.03.2024 bis 31.03.2024
Ort: Prot. Kirche Edenkoben
Veranstalter: Vocalito e.V.
Beginn: jeden Freitag
Dauer: 1,5 Stunden
Internet: vocalito.de

In Zeiten der Pandemie hat der Edenkobener Frauenchor „Vocalito“ einen Teil seiner Stimmen verloren. Auf der Suche nach neuen Mitgliedern steht er vor einer Herausforderung. Tanja Knittel ist seit 2015 also von Anfang an dabei, Lena Vonnieda hat erst kürzlich wieder zum Chor gefunden. Aktuell bereiten sich die beiden auf einen Workshop im März vor und beschäftigen sich auch damit, was ihnen der Chor gibt: das Gefühl zu einer Gemeinschaft zu gehören. Der Workshop bietet eine Gelegenheit für Interessierte und Neugierige, den Chor kennenzulernen und aktiv mitzuwirken - ein Versuch, neue Mitglieder zu gewinnen und die Gemeinschaft noch weiter zu stärken.

von Katharina Schmitt (Wochenblatt)

Die Gründung des Chors

Tanja Knittel ist seit der Gründung des Frauenchors mit dabei. „Ich war schon immer in Vereinen tätig, bereits in der Grundschule war ich im Chor“, erklärt die hauptberufliche Tagesmutter. Sie fing früh mit dem Singen an, pausierte aber während ihres Studiums. Als sie über Umwege nach Edenkoben kam, traf die 51-Jährige auf eine Gleichgesinnte. Schnell stellten sie fest: „Es gibt hier in der Region keine modernen Chöre.“ Kirchliche Chöre, klassische Chöre oder auch Chöre mit Volksmusik waren bereits vorhanden, aber in ihrer Vorstellung wollten sie eine andere Musikrichtung. Sie stellten sich bei der evangelischen Kirche in Edenkoben vor, Pfarrerin Judith Geib und Pfarrer Martin Ahnefeld nahmen sich ihrer Idee an und unterstützte sie. 2010/11 war ihnen klar, dass es ein reiner Frauenchor werden sollte. Der Zulauf an begeisterten Sängerinnen war da: Mit zehn Mitgliedern begann der Chor. Der Höhepunkt: 35 Sängerinnen – vor der Corona-Pandemie.

Proben während Corona

Während der Pandemie schieden aus unterschiedlichen Gründen Sängerinnen aus der Gruppe aus. Aktuell hat der Chor 23 Aktive. „Zwischen zwölf und 15 verloren wir durch die Pandemie“, resümiert Knittel. Der Chor stand während Corona zwar nicht still, aber musste sich an viele Regeln halten: „Während Corona probten wir je nach Auflagen: Wir testeten uns vor der Probe, die fand mal in der kalten Kirche, mal mit sehr viel Abstand statt“, erklärt Knittel. „Jede sang für sich selbst, nicht mehr in der Gruppe.“ Das gefiel nicht jeder, andere fanden neue Hobbys oder ordneten ihre Prioritäten neu. Auch der Antrieb der Sängerinnen, das Ziel, die Konzerte, fehlten. „Es ist ganz schwer zu proben, ohne zu wissen wofür“, betont Lena Vonnieda.

Für Tanja Knittel und Lena Vonnieda war der Chor dagegen während der Pandemie ein wichtiger Ausgleich, ein Anker in der chaotischen Zeit. „Es hat meine Seele erwärmt, abends rauszugehen und wieder nach Hause zu gehen und zu wissen, dass es sich gelohnt hat“, erinnert sich Knittel mit einem Lächeln im Gesicht zurück und ergänzt: „Dass wir als Chor in der Kirche singen durften und die Gemeinde zwischenzeitlich nicht, war schwierig, hat uns aber auch motiviert, weil wir der Gemeinde etwas zurückgeben wollten.“ Um die Chormitglieder bei Laune zu halten, passte die Chorleiterin Inge Vonnieda das Liedgut an – statt schwieriger Projekte sang man vermeintlich „einfaches Liedgut“, so Knittel, damit jede Beteiligte aus der Chorprobe ohne Frust nach Hause gehen konnte.

Gemeinschaft statt Anonymität

Lena Vonnieda kommt aus Freimersheim, aktuell wohnt sie in St. Martin. Bis zu ihrem Architektur-Studium war sie leidenschaftlich in Vereinen und auch Chören tätig, während der Zeit an der Universität in Darmstadt fehlte ihr schlichtweg die Zeit für ehrenamtliches Engagement. Als sie ihren Abschluss in der Tasche hatte, spürte sie das Verlangen, neue Kontakte zu knüpfen. Am einfachsten sei das in einem bereits bestehenden Setting. „Meine Mutter, die Chorleiterin, benötigte für ein Konzert Unterstützung. Da hat sie mich aktiviert“, lächelt Vonnieda. „Und ich bin dabei geblieben.“
Die Tochter der Chorleiterin erinnert sich an ein Chorprojekt in Speyer, an dem sehr viele Menschen und ein Orchester teilgenommen haben. „Das war ein tolles Erlebnis. Aber ich wusste, dass ich nicht regelmäßig in so einem großen Chor singen will“, betont Vonnieda, „so anonym will ich nicht sein.“ Mit fünf Jahren war Vonnieda bereits das erste Mal in einem Kinderchor, danach im Schulchor. Sie spielt Geige und war, weil sie ihren Geschwistern schon früh nacheifern wollte, schon früh bei den Wochenenden der Chorjugend dabei. Sie schätzt am Edenkobener Chor die Gemeinschaft. „Ich mag, dass es eine Gemeinschaftsidee ohne Druck ist. Man gestaltet zusammen etwas und präsentiert es dann“, berichtet Vonnieda.

"Es geht um den Gesamtklang"

Die älteste Sängerin ist Anfang 70, die jüngste ist Vonnieda mit 28 Jahren. Der Großteil der Frauen ist zwischen 50 und 65 Jahre alt. Für den Workshop habe sich der Chor für Gospel entschieden, hier sei der Einstieg aufgrund der einfachen Struktur gut machbar. Ansonsten präsentiert der Frauenchor moderne Chormusik, unter anderem auch Stücke von Queen, ABBA oder aus verschiedenen Musicals. Die Atmosphäre sei locker, man dürfe auch mal abschweifen, trotz der Altersunterschiede gebe es keine Grüppchenbildung. „Der Chor-Grundsatz ist: Man darf keine dominante Stimme heraushören. Es geht um den Gesamtklang“, erklärt Knittel. Und dieses Selbstbewusstsein schafft der Chor auch bei seinen Mitgliedern. „Es kommt nicht auf das Individuum an, man wächst als Gruppe“, ergänzt Vonnieda.
Der Chor probt das ganze Jahr, einmal die Woche an einem Freitag für anderthalb Stunden – vor Konzerten zusätzlich an ein bis zwei Samstagen. Im Regelfall findet ein Konzertprogramm pro Jahr statt, meist im Spätjahr. Im Januar fahren die Frauen zusammen auf ein Probewochenende, hier werden rund 20 Lieder vorgestellt. Am Ende bleiben von diesen um die zehn bis 15 Lieder für das rund eineinhalb Stunden lange Konzert. Vonnieda beschreibt: „Das Wochenende verbringen wir in Jogginghosen, zurück daheim sind wir fix und fertig. Wir schaffen richtig viel, man sieht aber auch einen Fortschritt. Der Spaß bleibt hier im Kopf.“ „Wir gehen zusammen spazieren; und trinken auch gemeinsam selbstgemachten Baileys“, lacht Knittel und Vonnieda ergänzt: "Der Spaß bleibt im Kopf."

Entspanntes Singen

Neben dem reinen Einstudieren der Texte nimmt auch die Stimmbildung einen Teil der Proben ein. Jede Stimme könne sich verbessern – Hauptaugenmerk liege dabei auf der Entspannung. Knittel erklärt: „Nur eine entspannte Stimme kann leicht singen.“ Die 51-Jährige kennt sich damit aus. Bis in die zehnte Klasse hinein war Knittel in Schulchören, mit 16 war sie Teil des Gospelchors in Bergzabern. Doch dann bekam die begeisterte Sängerin Probleme mit ihrem wichtigsten Werkzeug: ihrer Stimme. „Der Arzt verbot mir, weiter im Chor zu singen“, erinnert sich die Sängerin zurück. „Fast 15 Jahre habe ich nicht mehr gesungen. Es fehlte.“ Sie leierte die Idee des modernen Frauenchors mit an und nahm das Risiko für ihre Stimme bewusst in Kauf. „Mit der Stimmbildung wurden meine Probleme dann tatsächlich besser“, berichtet Knittel. „Es ist ein anderer Ansatz, den unser Chor verfolgt: Wir nehmen keine sture Haltung ein. Stattdessen steht die Leichtigkeit und die entspannte Körperhaltung im Mittelpunkt – die Stimme verkrampft nicht und ich kann befreiter singen.“

"Es muss wirklich niemand Angst haben"

Um neue Mitglieder zu gewinnen, hat sich der Chor einen Workshop überlegt. „Wir wollen die Hemmschwelle für die Teilnehmerinnen senken und den Reiz des Konzertfeelings mit Klavier und Schlagzeug wecken“, berichtet Knittel. Der Workshop sei einfach gestaltet, Interessierte können sich das Programm anschauen und sehen schnell Erfolge. „Wir nehmen jeden mit, es gibt kein klassisches Vorsingen. Niemand muss sich im Vorfeld auf eine Stimme festlegen. Es muss auch niemand Noten lesen können“, ermutigt Knittel, „Es muss wirklich niemand Angst haben, sich zu blamieren.“ Wie es sich für einen Chor gehört und in der Corona-Pandemie häufig vermisst wurde, steht am Ende des Workshops ein Abschlusskonzert.

Weitere Informationen:

Workshop „Gospel & Worship“: 8. März abends bis 10. März im Alten Schulhaus in Venningen
Abschlusskonzert: Sonntag, 10. März, 18.30 Uhr, in der Evangelischen Kirche in Edenkoben
Anmeldung und weitere Informationen: per E-Mail an Chorleiterin Inge Vonnieda an Inge.Vonnieda@t-online.de
Teilnahmebeitrag zur Kostendeckung für den Workshop: 30 Euro zuzüglich Notenmaterial